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Blick nach Deutschland III – Lokale Lösungen für eine globale Krise

Real Economy
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Photo by Kyle Glenn on Unsplash

Bei einer Finanzkrise handelt es sich um eine Krise der globalisierten Finanzindustrie. Wenn zu viel Geld zu weit und zu schnell zirkuliert, dann könnte es helfen, wieder eine engere Bindung zwischen globaler Finanzwelt und lokaler Wirtschaft aufzubauen. Deutschland ist nicht nur bekannt für den Erfolg seiner mittelständischen Unternehmen, sondern auch für sein föderales System, in dem der Finanzsektor teilweise noch örtlich verankert ist, selbst wenn er gleichzeitig eng mit der internationalen Finanzwelt verknüpft ist. Sollte Europa etwa den lokal ausgerichteten Finanzsektor wiederbeleben, als Ergänzung zur Integration der Finanzmärkte, die seit Jahrzehnten so weit wie möglich vorangetrieben wird?

Von den deutschen Sparkassen zum Hype um die „Bank vor Ort“

Lange war das deutsche Bankensystem als altmodisch und ineffizient verschrien, inzwischen genießt es europaweit großes Ansehen. Schließlich profitieren die deutschen KMU von einem Bankensystem der besonderen Art, und dabei vor allem von einem dichten Netz aus lokalen und regionalen Banken, den Sparkassen und Landesbanken, die in staatlicher Hand sind (siehe vorheriger Blogartikel). Das Interesse an diesen und anderen alternativen Bankmodellen hat seit dem Imageverlust der großen Finanzhäuser stark zugenommen.

Im 19. Jahrhundert gab es überall in Europa lokal bzw. regional verwurzelte Banken. Doch inzwischen haben die großen Universalbanken in Ländern wie Frankreich, Großbritannien, Belgien oder Italien eindeutig den größten Marktanteil. Können und sollten wir die örtlichen Bankenmodelle heute wiederbeleben?

Das Sparkassenmodell fusst auf drei Prinzipen: Autonomie, Regionalprinzip und öffentlicher Auftrag. Die Tatsache, dass Sparkassen unter Aufsicht der Städte und Länder stehen, wirft eine Reihe Fragen auf: Macht es Sinn, dass hoch verschuldete EU-Staaten in ein neues Bankensystem investieren, ohne jegliche Erfahrung im Risikomanagement zu haben? Würde das nicht vielmehr Vetternwirtschaft und Korruption Tür und Tor öffnen? Und in Großbritannien beispielsweise scheint die lange wirtschaftsliberale Tradition nur schwer vereinbar mit staatlichen Eingriffen bei der Kapitalallokation zu sein.

Vor Ort sein ist alles

Allerdings sind die Eigentumsverhältnisse vielleicht gar nicht mal das entscheidende Merkmal der Sparkassen. Vielmehr haben die öffentlichen Garantien und die Unterstützung von Seiten der Politik möglicherweise gerade dazu geführt, dass auch angesichts eines sehr hohen Hebeleffekts und extremen Diskrepanzen zwischen Aktiv- und Passivseite in der Bankbilanz** ein Auge zugedrückt wurde. Nur so konnte es 2008 dazu kommen, dass das Schicksal der Sparkassen von der Entwicklung hoch komplexer Wall Street-Papiere abhing, ohne dass dies überhaupt nötig gewesen wäre. Eine weitere deutsche Bank, die sich in staatlichem Besitz befindet, die Förderbank KfW, hat infolge der Lehman-Pleite ebenfalls große Verluste erlitten. Bis zum heutigen Tag fragen sich viele Deutsche, was man sich in den Chefetagen dabei gedacht hat, mit amerikanischen Hypothekenpapieren zu spekulieren.

Wodurch sich die Sparkassen hingegen wirklich auszeichnen, ist ihre geographische Nähe. Ursprünglich war es die Hauptaufgabe der Banken, Einlagen der lokalen Bevölkerung anzunehmen und Kredite an die Unternehmen vor Ort zu vergeben. Die Globalisierung der Finanzmärkte hat die Banken immer mehr von dieser Aktivität abgebracht. „Vor Ort zu sein“ bedeutet schließlich auch, dass die Entscheidungen bei der Kreditvergabe weder zentral getroffen werden noch allein auf statistischen Algorithmen, die mit einem automatisierten Punktvergabesystem funktionieren (credit scoring). Die Sparkassen haben sich während der Finanzkrise gerade deshalb als robust erwiesen, weil sie „der qualitativen Risikogewichtung, insbesondere bei der Kreditvergabe an Unternehmen, eine so hohe Bedeutung beimessen. Nur weil sie ihre Klienten so gut kennen, sind sie dazu in der Lage (Schackmann-Fallis, 2011).

Lokale Bankenmodelle bedeuten keinen Rückschritt. Deutsche Sparkassen haben sehr fortschrittliche und zentralisierte Infrastrukturen, die sie unter dem Dach der „Sparkassen-Finanzgruppe“ miteinander teilen. Die örtlichen Sparkassen sind zudem den regionalen Landesbanken zugeordnet, die wiederum Zugang zu den internationalen Finanzmärkten haben und eine große Bandbreite an Finanzprodukten anbieten. Oder anders gesagt, „lokal“ heißt lediglich, dass man sich auf den Markt vor Ort konzentriert, weil man dort einen besseren Zugang zu Informationen hat. Im nächsten Schritt, in dem die Deutschen besonders gut sind, stellt man die Verbindung von lokalen Kunden und der großen weiten Wirtschaftswelt her. Von der reinen Finanzvermittlung vor Ort unterscheiden sich Sparkassen durch ihr Konzept, wie es der Gründer der neuen britischen Online-Bank Atom, Anthony Thomson, folgendermaßen auf den Punkt bringt: „Die Zukunft sind nicht regionale Banken; die Zukunft sind regional verankerte Banken.“ (im Original: “The future is not regional banks; the future is regionally-based banks.”)

Auf der Internetseite der Sparkassen-Finanzgruppe heißt es entsprechend: „Die Sparkassenidee ist eine europäische Idee.“ Aber was versteht man im Rest Europas unter dem Sparkassenkonzept?

Die Dominanz der Großbanken

London ist die Hauptstadt der globalen Finanzmärkte, zumindest in Europa. Ein nicht gerade geringer Teil der britischen Wirtschaft hängt von der „City“ ab, was erklärt, warum Großbritannien sich häufig gegen eine strengere Regulierung ihres Finanzsektors sträubt. Trotz oder gerade wegen der Stärke der großen internationalen Banken, die in England angesiedelt sind, haben die Sparkassen in den vergangenen fünf Jahren unter den dortigen Reformern die größte Aufmerksamkeit genossen. Die Finanzkrise sowie die Anhäufung der Skandale bei den großen Banken, insbesondere die Manipulationen an Zinsreferenzwerten wie dem Libor, haben in der britischen Bevölkerung einen bleibenden Eindruck hinterlassen, und nicht unbedingt einen guten.

In Frankreich, wo die Vormachtstellung der Großbanken wie Crédit Agricole, BNP und Société Générale in den politischen Diskussionen nicht in Frage gestellt wird, ist dies weitaus weniger der Fall. Dabei ist die französische Bankenwelt nicht immer nur auf Paris fokussiert gewesen. Der Finanzhistoriker Pierre-Cyrille Hautcoeur erkennt die wichtige Rolle lokaler Banken während der französischen Industrialisierung an, allerdings bezweifelt er, dass sie diese im heutigen wirtschaftlichen und politischen Kontext erneut einnehmen könnte: „Privatinitiativen, insbesondere auf lokaler Ebene, können nicht von Paris aus angeordnet werden. Die Vorrangstellung der Großbanken ist enorm, ihr Einfluss auf die Bankenregulierung erheblich, und ihre Beliebtheit bei den besten Hochschulabsolventen nimmt auch nicht ab.“ (Hautcoeur, 2012).

Außerdem verfügt Frankreich bereits über ein gut ausgebautes Sparkassen-Netzwerk. Seit dem Jahr 2009 ist dieses Netzwerk mit den Banques Populaires zur Gruppe der Banques Populaires Caisses d’Epargne (BPCE) verschmolzen, und diese ist heute so groß, dass sie in der Liste der systemrelevanten Banken in der EU aufgeführt wird. Im Gegensatz zu dem Bild, das man von einer Dorfbank hat, die Einlagen des Bäckers annimmt und sie an den Fleischer verleiht, können lokale Banken auch die Form eines Netzwerkes von regional verankerten Institutionen annehmen, die gemeinsam Vermögenswerte in Höhe von mehreren Hundert Milliarden Euro verwalten.

Der Dachverband der deutschen Sparkassen (DSGV) hat eine Reihe von Berichten über Sparkassensysteme in verschiedenen europäischen Ländern veröffentlicht, die einen guten Überblick bieten. Sie zeigen, dass es enorme nationale Unterschiede gibt hinsichtlich der Organisationsstrukturen, Rechtsformen, Marktanteile, Haftung etc. Die BPCE beispielsweise ist vollständig in Besitz seiner 8,8 Millionen genossenschaftlichen Anteilseigner. Und so kommt es, dass die Sparkassen in Frankreich vielmehr die Form genossenschaftlich-organisierter Banken annehmen, die es in Deutschland auch gibt, jedoch unter einem anderen Namen. Das führt zu Verwirrung, weshalb es umso wichtiger ist, klar zu definieren, was man genau darunter versteht, das „lokale Bankengeschäft“ oder die „Sparkassenidee“ wiederzubeleben.

Das Revival des lokalen Bankengeschäfts in Großbritannien

Im Vereinigten Königreich ziehen es heutzutage Politiker aller Parteien in Erwägung, gewisse Teile des deutschen Bankensystems zu „importieren“. Auf der linken Seite des Parteienspektrums ist diese Ansicht besonders weit verbreitet. In der Wochenzeitschrift „Der Spiegel“ wird dieses Phänomen wie folgt beschrieben: „Bei den britischen Linken wird die rheinische Spielart der Marktwirtschaft seit jeher bewundert. Die […] dem öffentlichen Wohl verpflichteten Sparkassen, die langfristig denkenden Familienunternehmer – all dies entspricht der sozialdemokratischen Tradition der Labour-Partei.“ Auch jenseits der Linken gibt es Abgeordnete wie den Konservativen Guy Opperman, der hofft, dass es „letztlich einmal in allen Städten im ganzen Land lokale Banken geben wird, die Auswahl, Wettbewerb und Innovation zurück in die Gemeinden und kleinen Unternehmen bringen.“ Doch handelt es sich dabei nicht um ein rein englisches Phänomen. In Wales macht sich Plaid Cymru von der „Party of Wales“ ebenfalls für den Aufbau einer staatlichen „Bank of Wales“ ein, die ähnlich funktionieren soll wie die deutschen Sparkassen und Landesbanken, um „dort einzuspringen, wo der Markt versagt hat“.

Die Medien lieben die – wenn auch etwas populistische – Idee vom Zusammenschluss der Bürger, die ihr Erspartes lieber in einen lokalen Gemeinschaftstopf als in die Hände der globalisierten Banken geben. Nur so lässt sich der unglaubliche Medienhype um die „Bank on Dave“-Initiative in Burnley, Lancashire erklären. Sie geht auf einen ehemaligen Kleinbusunternehmer zurück und war so beliebt, dass eine Warteliste erstellt werden musste, obwohl die Initiative bis heute noch nicht mal eine Bankenlizenz hat… Ihr Gründer, Dave Fishwick, ist jedoch bei weitem nicht der Einzige, der eine Chance für mehr Wettbewerb wittert: Die britische Finanzaufsicht hat im letzten April bekannt gegeben, dass in Großbritannien 29 Firmen eine Banklizenz beantragt haben.

Die Zeit nach der Finanzkrise bietet eine echte Chance für Reformen. Nach der Rettung der Royal Bank of Scotland (RBS) ist die britische Regierung heute mit 64% größter Anteilseigner der Bankengruppe. Der klassisch-liberale Think Tank „Civitas“ ließ in einer Pressemitteilung unter dem Titel „Großbritannien braucht Bankensystem nach deutschem Vorbild, um Wachstum anzukurbeln“ verlauten, dass sie eine bessere Idee hätten, als einfach nur darauf zu warten, dass die RBS wieder auf die Beine kommt, um die Anteile wieder zu verkaufen: Man könnte „das Filialnetz der verstaatlichten RBS und Lloyds TSB in ein Netzwerk lokaler Gemeinschaftsbanken umwandeln, das sich über das gesamte Land erstreckt“. Mehrere Abgeordnete der Labour-Partei scheinen die Idee zu befürworten.

Offiziell lautet der Plan der britischen Regierung jedoch, ihre Anteile an der RBS weiter zu halten. Unterdessen erholt sich die Bank, indem sie ihre notleidenden Aktiva in eine interne Bad Bank auslagert und sich jene speziellen Rechte zurückkauft, die die Regierung einst dafür erhalten hatte, dass sie die RBS gerettet hatte. Sobald der Aktienkurs für das Finanzministerium akzeptabel ist, werden die Aktien der Regierung einfach wieder verkauft. Ein Stück weiter ist man bereits bei der anderen geretteten Riesenbank, Lloyds, die voraussichtlich vor den Wahlen im Mai 2015 wieder in privaten Besitz übergehen wird.

Zur gleichen Zeit baut ein anderer Akteur seinen Marktanteil weiter aus. Das schwedische Kreditinstitut „Handelsbanken“ hat erstaunlichen Erfolg in Großbritannien mit inzwischen 175 Niederlassungen, während es zwei Jahre zuvor gerade einmal 117 waren. Die Handelsbanken-Gruppe ist in sechs nordeuropäischen Ländern aktiv und kann daher kaum als lokale Bank bezeichnet werden, obgleich ihre Philosophie und Organisationsstruktur stark an die Prinzipien des lokalen Bankengeschäfts erinnern. Manchmal spricht man daher auch vom „Kirchturmspitzen-Methode“ (auf Engl. ‚church spire banking‘), da nur so weit Kredite vergeben werden, wie das Auge (vom Kirchturm aus) reicht. Konkret bedarf es dazu einer teilweise qualitativen Risikoanalyse, einer Dezentralisierung und einem eher konservativen Risikomanagement. In Wirklichkeit handelt es sich bei den „Handelsbanken“ also ein hybrides Bankenmodell, da einerseits die Filialleiter die volle Verantwortung dafür tragen, wem sie einen Kredit gewähren (zumindest bis zu einer bestimmten Höhe), andererseits jedoch die Kreditvergabe-Politik zentralisiert und nicht verhandelbar ist (Handelsbanken, 2014).

Die größeren Banken haben immer noch einen beachtlichen Marktanteil. So gibt es beispielsweise 1.500 Barclays-Filialen in ganz Großbritannien. Doch unter den Kleinanlegern und -unternehmern finden sich durchaus solche, die bei ihrer Entscheidung, wer sich künftig um ihr Geld kümmern soll, neue Kriterien berücksichtigen. Daher tun sich eindeutig Möglichkeiten für neue Mitstreiter auf dem Bankenmarkt auf, erst recht seit der Entscheidung der Bankenaufsicht, die Eintrittshürden zu senken.

Alles oder nichts?

Die entscheidende Frage lautet allerdings, ob es möglich ist, von den Vorteilen des deutschen Bankensystems zu profitieren, ganz ohne seine Schattenseiten. Für Industrienationen ist ein großer öffentlich-rechtlicher Bankensektor eher ungewöhnlich. Bis in die 2000er Jahre hielt man das auch für eine der Hauptursachen für Ineffizienz, weshalb der Marktanteil der öffentlich-rechtlichen Banken stetig abnahm bis zur Finanzkrise. Das System überdauerte nur deshalb, weil die Länder das regional verwurzelte öffentliche Bankensystem als wichtiges Vorrecht gegenüber dem Bund ansahen: „Die Bundesregierung, der Bankenverband, die Europäische Kommission und die Bundesbank haben allesamt die Abschaffung des deutschen Drei-Säulen-Systems befürwortet, sind jedoch am Widerstand der Landesregierungen gescheitert“ (Hardie und Howarth, 2009).

Der öffentliche Auftrag und die Kreditvergabe auf lokaler Ebene sind mittlerweile zu einem wichtigen Instrument in der Markenkommunikation geworden. Allerdings haben einige Autoren darauf hingewiesen, dass das tatsächliche Verhalten der Landesbanken auf den Märkten nicht mit diesem Image übereinstimmt. Vor der Krise hatten die Landesbanken ein vergleichbar hohes Auslandsengagement wie die Deutsche Bank. „Die Summe der außerbilanzmäßigen Finanzinstrumente der Landesbanken wird im Oktober 2006 auf 45,3 Milliarden Dollar geschätzt. Der Großteil davon steckte vermutlich im US-Hypothekenmarkt.“ Diese Zahlen sind „kaum mit dem Auftrag der Landesbanken in Einklang zu bringen, der besagt, dass sie ‚nicht in erster Linie Profitmaximierung betreiben‘. Der fehlende Druck durch private Anteilseigner hat die Sachsen LB beispielsweise nicht davon abgehalten, im Jahr 2003 ihre Zielvorgaben für die Eigenkapitalrendite höher zu setzen als die der Deutschen Bank“ (Hardie und Howarth, 2009).

In der Tat waren die deutschen Banken, sowohl öffentlich-rechtlich als auch privat, wesentlich stärker von der Subprime-Krise getroffen als ihre französischen Pendants. Das wiederum heißt nicht, das deutsche System sei grundsätzlich schlecht oder weniger stabil. Ganz im Gegenteil, die Sparkassen sind erstaunlich gut durch die Krise gekommen, und insgesamt war Deutschland eines der wenigen europäischen Länder, das infolge der Finanzkrise nicht mit einer Kreditklemme zu kämpfen hatte. Aber seien wir nicht naiv: Der deutsche öffentlich-rechtliche Bankensektor ist nicht einfach nur eine Anhäufung lokaler Banken. Gleichzeitig ist er nämlich einer der mächtigsten Finanzakteure in Europa, der auch international stark aufgestellt ist und in Zeiten des Booms das Risiko nicht scheut. Darüber hinaus haben die Rettungsmaßnahmen im Jahr 2008 den Konsolidierungsprozess eher noch beschleunigt und die geographische Verankerung noch weiter aufgelöst. Ohne diese Entwicklungen wäre der öffentlich-rechtliche Bankensektor wohl auch kaum in der Lage, es mit Giganten aus dem Privatsektor wie der Deutschen Bank aufzunehmen.

Das lokal ausgerichtete Bankengeschäft ist zweifelsohne derzeit in aller Munde. Allerdings hat man in jedem EU-Land eine andere Vorstellung davon, was genau unter einer ‚lokalen Bank‘ zu verstehen ist. England behauptet zwar, das deutsche Modell importieren zu wollen, jedoch sieht es vielmehr danach aus, dass durch ein Zuwachs an kleinen privaten Konkurrenten auf lokaler Ebene der Wettbewerb angeheizt werden soll, was wiederum ein zutiefst liberaler Ansatz ist.

Deutschland pusht jetzt ein Modell, das über Jahrzehnte hinweg verunglimpft wurde. Frankreich fördert seine nationalen Spitzenbanken, offenbar ganz nach dem Motto „Je größer, desto besser!“, und das soll selbst für die Organisationsstruktur von genossenschaftlichen Sparkassen gelten. Lokales Bankengeschäft, nationales Denken und internationaler Wettbewerb: Die geographische Logik hinter den Bankenmodellen in der Zeit nach der Finanzkrise leuchtet nicht sofort ein.

Fabien Hassan

 

  • References
    • Deutsche Bundesbank, 2013. “Teuer und männlich: Regionalwährungen in Deutschland”.
    • Handelsbanken, 2014. Factbook for Q1 2014. [auf Englisch]
    • Hardie, I., & Howarth, D. (2009). Die Krise but not La Crise? The financial crisis and the transformation of German and French banking systems. JCMS: Journal of Common Market Studies, 47(5), 1017-1039. [auf Englisch]
    • Pierre-Cyrille Hautcoeur, 2012. « Banques locales ou globales ? », Le Monde, 23 juillet 2012. [auf Französisch]
    • Gerhard Rösl, 2006. “Regional currencies in Germany-local competition for the Euro?”, Deutsche Bundesbank, Frankfurt-am-Main. [auf Englisch]
    • Karl-Peter Schackmann-Fallis, 2011. « Au cœur de l’économie réelle : le lien Mittelstand/Sparkassen », Regards sur l’économie allemande, 101 | 2011, 17-24. Dr. Karl-Peter Schackmann-Fallis ist geschäftsführendes Vorstandsmitglied des DSGV. [auf Französisch]
    • C. V. J. Simpson, 2013. The German Sparkassen. A commentary and case study, Civitas, London, UK. [auf Englisch]
    • Duncan Weldon, 2013. “A diverse banking system”. In: The Fabian Society & The Foundation for European Progressive Studies, The Great Rebalancing. How to fix the broken economy, edited by Andrew Harrop, 2013. http://www.fabians.org.uk/[auf Englisch]

* Fabien ist ein Student an der Pariser “Ecole Normale Supérieure” und lebt derzeit in Deutschland. Er war im Herbst 2012 Praktikant bei Finance Watch. Fabiens eigener Blog (auf Französisch).

** Im Fachjargon „Asset-liability mismatch” genannt; darunter versteht man eine Situation, in der Werte auf der Passiv- und Aktivseite zeitlich nicht übereinstimmen. Das ist beispielsweise der Fall, wenn eine Bank langfristige Kredite vergibt, die sie finanziert, indem sie sich auf den Geldmärkten kurzfristig Geld leiht. Eine extrem große Diskrepanz ist Quelle für Instabilität, da es eine Bank sehr anfällig macht, wenn ihr der Zugang zur kurzfristigen Finanzierung erschwert wird.

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