About fw.16@admin

This author has not yet filled in any details.
So far fw.16@admin has created 0 blog entries.

Wir wollen ein robustes und effizientes Bankensystem schaffen, das Kapital für produktive Zwecke bereitstellt, ohne daraus künstlich geschaffenen Profit zu schlagen oder unangemessene Risiken auf die Gesamtgesellschaft abzuwälzen, sowie Finanzmärkte, die produktive Investitionen in die Realwirtschaft fördern und gleichzeitig exzessive oder schädliche Formen von Spekulation unterbinden.

X
X

Bevor unsere Vision Wirklichkeit wird, müssen sich Politiker und Zivilgesellschaft gemeinsam gegen die intellektuelle Kaperung und Dominanz der mächtigen Finanzlobby stemmen. Dazu versorgt Finance Watch die Politiker mit Argumenten, welche Reformen des Finanzwesens im Sinne des Gemeinwohls wären, und teilt ihr Wissen mit anderen Akteuren aus der Zivilgesellschaft, damit auch sie als Gegengewicht zur Finanzlobby agieren können. Mithilfe von Lernmaterialien wie Webinaren, Multimedia-Themendossiers, Infografiken etc. laden wir auch interessierte Bürger/innen dazu ein, die Debatte über die Regulierung des Finanzsektors und seine direkten Auswirkungen auf ihr Leben besser zu verstehen – denn wir können die Finanzfragen nicht nur den Experten überlassen!

Daher lautet auch das Motto von Finance Watch: „Für eine Finanzindustrie, die der Gesellschaft dient”.

X

Im Zuge der letzten Finanzmarktkrise, die im Jahr 2007 ausbrach, kamen immer mehr technische Gesetze zur Regulierung der Finanzmärkte auf die Tagesordnung der EU-Institutionen. Gleichzeitig sahen sich die zuständigen Europaabgeordneten mit Kontaktanfragen von Vertretern der Finanzindustrie geradezu überschwemmt. Da unter ihnen die Besorgnis wuchs, dass eine Unausgewogenheit der Lobbies zu undemokratischen Ergebnissen führen könnte, rief eine Gruppe von ihnen parteiübergreifend zur Gründung von Finance Watch als einem unabhängigen zivilgesellschaftlichen Gegengewicht auf. Am 30. Juni 2011 trat in Brüssel die Gründungsversammlung zusammen.

X

Mehr als 30.000 Bürger/innen, die wollen, dass die Finanzindustrie wieder im Dienst der Gesellschaft steht, unterstützen und verfolgen unsere Arbeit – ob als Abonnenten unseres kostenlosen Newsletters mit regelmäßigen Updates zu aktuellen Finanzreformen, als Follower bei Facebook, Twitter oder YouTube oder als Spender/innen. Um unsere Mission erfüllen zu können, sind wir auf die Unterstützung der Bevölkerung angewiesen, auch um das politische Interesse an Finanzmarktreformen aufrechtzuerhalten.

X

Finance Watch arbeitet mit seinen mehr als 40 Mitgliedsorganisationen, darunter Verbraucher- und Umweltschützer, Gewerkschaften, Think-Tanks und Nichtregierungsorganisationen aus rund 12 verschiedenen EU-Ländern, sowie circa 30 Einzelmitgliedern/Experten zusammen. Insgesamt vertreten sie die Interessen Millionen europäischer Bürger und bilden ein europaweites Netzwerk von Akteuren, die sich für eine Finanzindustrie einsetzen, die der Gesellschaft dient. Zu diesem Zweck treffen wir uns regelmäßig, tauschen unser Fachwissen aus und koordinieren unsere Aktionen im Bereich der Finanzregulierung.

X

Laut einer Studie aus dem Jahr 2014 beschäftigt der Finanzsektor in Brüssel rund 1.700 Lobbyisten und gibt jährlich eine Summe von mindestens 120 Millionen Euro aus, um die Gesetzgebung in seinem Sinne zu beeinflussen und strengere Regeln abzuwenden. Damit übertrifft die Finanzbranche die Ausgaben der zivilgesellschaftlichen Akteure um das 30-Fache. Dieses enorme Ungleichgewicht zwischen Finanzlobby und Zivilgesellschaft stellt weiterhin ein ernstes Problem dar. Umso wichtiger ist die Rolle von Finance Watch: Mit unseren 13 Mitarbeitern, darunter ehemalige Investmentbanker und Finanzexperten, sorgen wir dafür, dass nicht nur die privaten, sondern auch die gesamtgesellschaftlichen Interessen bei der Gesetzgebung Berücksichtigung finden und die Stimme der Zivilgesellschaft deutlicher zu hören ist.

Quelle: “The Fire Power of the Financial Lobby”, Corporate Europe Observatory (CEO), Österreichische Bundesarbeiterkammer und Österreichischer Gewerkschaftsbund, April 2014

X

Kleinanleger/innen und Sparer/innen brauchen einen ausreichenden gesetzlichen Schutz, damit ihnen keine unseriösen Finanzprodukte verkauft werden. Außerdem steigt insgesamt das Bewusstsein für die breiteren wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Auswirkungen von Investitionen: Immer mehr Menschen wollen wissen, was eigentlich mit ihrem Geld passiert und wofür es genutzt wird. Sparer sollten besser darüber informiert werden, was ihre Bank tatsächlich mit ihrem Geld macht. Gesetze sollten es für Verbraucher leichter machen, Finanzprodukte zu vergleichen und auszuwählen bzw. sie überhaupt zu verstehen – das gilt übrigens auch für die Angestellte in der Finanzbranche, deren Aufgabe es ist, diese Finanzprodukte zu verkaufen. Sowohl Investoren als auch Arbeitnehmer im Finanzsektor müssen vor falschen Verkaufsanreizen geschützt werden. Provisionen, die an Vermittler von Finanzprodukten gezahlt werden, schaffen Interessenkonflikte und gefährden dadurch die Qualität der Beratung von Kleinanlegern. Sinnvoll wäre auch, nicht-professionelle Anleger mit einem deutlichen Hinweis vor hochkomplexen oder irreführenden Investmentprodukten zu warnen.

X

Die Deregulierung der Finanzmärkte hat dazu geführt, dass sie ihr oberstes Ziel aus den Augen verloren haben, nämlich Ersparnisse und Kapital für vielversprechende wirtschaftliche Entwicklungen zur Verfügung zu stellen. Wir befinden uns heute in einer Situation, in der das Finanzkapital dringend in neue Bahnen gelenkt werden muss: von kurzfristiger Spekulation hin zu langfristigen Investitionen in die produktive Wirtschaft. Finanzmärkte brauchen ordnungspolitische Anreize, um sicherzustellen, dass sie wieder zuallererst ihrer gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Aufgabe Rechnung tragen, nämlich effizient wirtschaftliche Ressourcen zu verteilen und die Stabilität des Finanzsystems zu gewährleisten. Finance Watch setzt sich daher für einfache und stabile Finanzierungswege ein, beispielsweise für traditionelle Banken, die sich auf die Kreditvergabe an die Realwirtschaft und Haushalte konzentrieren, anstatt weiter das Investmentbanking-Modell zu fördern, das während der Finanzkrise mit Unsummen von Steuergeld gerettet werden musste.

X

In den letzten 15 bis 20 Jahren sind einige Banken völlig über die Maßen der Realwirtschaft hinaus gewachsen, insbesondere durch eine Ausweitung ihrer Handelsgeschäfte mit anderen Finanzinstitutionen. Inzwischen sind sie „Too-big-to-fail“, d.h. zu groß, als dass man sie, wie andere Firmen, einfach in Konkurs gehen lassen könnte, und Politiker sehen sich gezwungen, sie im Fall einer Insolvenz mit öffentlichen Geldern zu retten. Denn diese Riesenbanken erfüllen lebenswichtige Aufgaben in unserem Wirtschaftssystem, wie Spareinlagen anzunehmen, Kredite zu vergeben und den Zahlungsverkehr aufrechtzuerhalten. Anders gesagt: Die Regierungen sind erpressbar. Zwar wurden seit der letzten Finanzkrise einige Fortschritte gemacht, doch es bleibt immer noch viel zu tun, um das „Too-big-to-fail“-Problem zu lösen und das Risiko einer neuen Finanzkrise zu minimieren. Finance Watch setzt sich unter anderem für eine Strukturreform der Riesenbanken (Trennung des Einlagengeschäfts vom Investmentbanking) und eine Verschuldungsobergrenze (leverage ratio) ein.

X

Angesichts der Komplexität des Finanzsektors und seiner Aktivitäten – gepaart mit einer sehr einflussreichen Finanzlobby – können sich die Bürger/innen bei der Regulierung des Finanzsektors nur schwerlich Gehör verschaffen. Finance Watch ist jedoch davon überzeugt, dass sowohl die Finanzinstitutionen selbst als auch ihre Regulierung wieder zu ihrem ursprünglichen Sinn und Zweck zurückkehren sollten. Transparenz und Rechenschaftspflicht in Bezug auf die gesetzgeberischen Maßnahmen reichen bei weitem nicht aus. Organisationen und Einzelpersonen sollten als Vertreter der Zivilgesellschaft dauerhaft und ernsthaft an der Reformierung des Finanzwesens und der Umsetzung dieser Reformen mitwirken und sich an der Überwachung der Geschäftstätigkeit der regulierten Finanzinstitute beteiligen können. Hierfür bedürfte es auch einer besseren proaktiven Aufklärung der Bevölkerung durch alle Akteure des Finanzsystems und mit der Unterstützung von spezialisierten zivilgesellschaftlichen Organisationen.

X

Zur Eindämmung der schlimmsten Folgen des Klimawandels dürften in den nächsten Jahrzehnten höchstens 20% der gesamten nachgewiesenen Reserven an fossilen Brennstoffen aufgebraucht werden. Angesichts des enormen Rohstoffverbrauchs durch unser Wirtschaftssystem und unseren Lebensstil würde das große Auswirkungen haben, angefangen beim Wert der betroffenen Finanzprodukte.

Der heutige Marktwert fossiler Brennstoffreserven – darunter die 80%, die nicht aufgebraucht werden sollten und etwa 20 Billionen US-Dollar wert sind – beruht auf der Annahme, dass sie alle irgendwann abgebaut und aufgebraucht werden. Das widerspricht jedoch der Notwendigkeit, die Treibhausgasemissionen massiv einzuschränken. Solch unterschiedliche Grundannahmen führen dazu, dass „die Anlagewerte unglaubwürdige und in sich widersprüchliche Zukunftsszenarien widerspiegeln“, man spricht deshalb auch von der „Kohlenstoffblase“. Die Reserven, die wir nicht aufbrauchen sollten, gelten als verlorene Investitionen. […]
So wird es eine der größten Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte sein, Finanzwerte für fossile Brennstoffe in Billionenhöhe abzuschreiben, und zwar so schmerzlos wie möglich für jedermann, insbesondere für die Ärmsten.

Quelle: “Carbon Bubbles & Stranded Assets”, Weltbank, Development in a changing climate, 2014, unsere Hervorhebung.

X

Verschiedene Studien haben gezeigt, dass die extreme Finanzialisierung und Deregulierung des Finanzsektors zum wachsenden Einkommensgefälle beigetragen haben. Größere Ungleichheiten zwischen den Einkommen wurden auf dem Davos-Gipfel 2014 als eine der Hauptursachen für die ungenügende Gesamtnachfrage erkannt.

Ein Mensch braucht gerade einmal € 3.300 (netto) an Finanzvermögen wie Ersparnisse, Einlagen, Aktien oder Darlehen zu besitzen, um zur reicheren Hälfte der Weltbürger/innen zu gehören. Um Teil der obersten 10% zu werden, sind es € 70.000, für das oberste Prozent bereits € 722.000. Daraus ergibt sich, dass die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung weniger als ein Prozent des Gesamtvermögens besitzt. Im Gegensatz dazu verfügen die oberen 10% über 87%, das oberste Prozent über 48% des weltweiten Vermögens.

Quellen: “Global Wealth Report 2014” Credit Suisse Research Institute, Oktober 2014; “Financialization and its Consequences: the OECD Experience” von Jacov Assa, Januar 2012

X

Seit dem Jahr 2010 stellen die Zentralbanken der größten Industrienationen enorme Mengen an zusätzlicher Liquidität bereit. Noch nie zuvor zirkulierte dermaßen viel Geld durch die liberalisierten Kapitalmärkte. Ohne einen entsprechenden Anstieg bei der Kreditnachfrage in der Realwirtschaft (niedriges BIP-Wachstum) fließen diese Mittel in Portfolioinvestitionen. Zwischen Mitte 2010 und Ende 2013 verdoppelte sich der Weltaktienindex, allerdings immer wieder begleitet von extremen Kursausschlägen. Perfekte Bedingungen für eine neue Spekulationsblase, die irgendwann platzt!

Quellen: “Trade and Development Report, 2014” UNCTAD, September 2014; World Economic Outlook Database IWF, überprüft 2015

X

Die Finanzmärkte sind um ein Vielfaches größer, als es für die Realwirtschaft nötig wäre. Zum heutigen Tage machen finanzielle Vermögenswerte das Zehnfache des Wertes aller jährlich weltweit produzierten Waren und Dienstleistungen aus, das sind 100.000 US-Dollar für jeden Mann, jede Frau und jedes Kind. Dieser Kapitalüberfluss wirkt sich lähmend, störend oder gar irreführend auf Investitionsentscheidungen aus. Durch diese massiven Finanzströme wird immer wieder zu viel Kapital in einige wenige Bereiche kanalisiert und führt dort zu gefährlichen spekulativen Blasen, während es gleichzeitig an anderer Stelle fehlt.

Quelle: “A World Awash in Money”, Bain & Company, 2012

X