Bericht – Transitionsplanung für Versicherer: Ein Aufsichtsinstrument zur Stärkung der Resilienz gegenüber Klimarisiken

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Angesichts dessen, dass das Klimachaos das Schicksal der üblichen Wirtschaftsmodelle im Versicherungssektor besiegelt, werden Transitionspläne zum Rettungsanker für die Versicherer und für die gesamte Wirtschaft. In diesem Bericht wird auf die wichtigsten Aspekte eingegangen, die dafür sorgen können, dass die Planung der nachhaltigen Transition zu einem leistungsfähigen Instrument für Versicherer wird, mit dem sie die Transitionsrisiken und die physischen Risiken mindern und ihren Teil zur nachhaltigen Wende beitragen können.

Vom Impulsgeber für Resilienz zur destabilisierenden Kraft

Der Versicherungssektor — traditionell ein führender Impulsgeber für die Resilienz der Wirtschaft — ist inzwischen zu einer wirtschaftlich destabilisierenden Kraft geworden, da der Sektor die Auswirkungen seiner Aktivitäten auf den Klimawandel unbeachtet lässt und sich dabei selbst einem nicht berücksichtigten Risiko im Zusammenhang mit der Transition aussetzt, während die immer größer werdende finanzielle Last der klimabedingten Auswirkungen auf den Endverbraucher und Steuerzahler verlagert wird.

Pläne für eine geordnete Transition

Unter den Aufsichts- und Regulierungsbehörden hat sich ein Konsens gebildet: Eine geordnete und rechtzeitige Transition ist entscheidend, um die Wirtschaft erfolgreich durch die Klimakrise zu führen. Die Versicherer müssen daher als Akteure, die die Anforderungen in Bezug auf das Risikomanagement und den Grundsatz der unternehmerischen Vorsicht gemäß der Solvency-II-Rahmenrichtlinie erfüllen müssen, den Übergang zu Netto-Null planen. Als Schlüsselakteure der Wirtschaft unterliegen sie auch den Sorgfaltspflichten und den Anforderungen in Bezug auf einen Übergangsplan in Übereinstimmung mit dem EU-Klimarecht gemäß CSDD-Richtlinie.

Versicherer am Scheideweg

Wenn die Versicherer so weitermachen wie gehabt und die kurzfristige Rentabilität in den Vordergrund stellen, wird der Klimawandel schließlich zu einer wirtschaftlichen Realität führen, in der der Versicherungssektor seine Rolle nicht mehr wahrnehmen kann. Die Abmilderung der verheerenden Auswirkungen des Klimawandels und einer ungeordneten Transition sind Schlüsselaufgaben, die mit der Risikomanagementrolle des Versicherungssektors in Einklang stehen.

Hüter der Wende

In dem Maße, in dem sich Transitionspläne als strategisches Instrument etablieren, haben die EU-Regulierungsbehörden die Möglichkeit, über eine enge Auslegung, die auf bilanzielle Risiken beschränkt ist, hinauszugehen und ein Aufsichtsinstrument zu schaffen, mit dem die Rolle der Versicherer bei der nachhaltigen Wende neu definiert wird und das Aufsichtsinstrumentarium für den Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken gestärkt werden kann. Angesichts ihrer enormen Ressourcen als Eigentümer von Vermögenswerten und als unverzichtbare Vermittler wirtschaftlicher Aktivitäten durch ihr Versicherungsgeschäft können Versicherer Veränderungen und Innovationen vorantreiben, Kooperationen unterstützen und Branchenstandards gestalten.

Ein Aufsichtsinstrument für die Klimaresilienz

In diesem Bericht werden einige der wichtigsten Aspekte hervorgehoben, die für die Transitionsplanung seitens der Versicherer zu berücksichtigen sind: Festlegung der Ziele, Unternehmensführung, Konzentration auf der gesamtwirtschaftlichen Transition, Einbeziehung anderer Parteien, Verwendung von Versicherungsklauseln zur Förderung der Transitionsmaßnahmen und Transparenz. Wir gehen auch auf die Rolle ein, die die Aufsichtsbehörden im Rahmen ihres aufsichtsrechtlichen Mandats bei der Steuerung und Überwachung des Weges zum Erfolg spielen können und sollten. Bitte kontaktieren Sie den Autor für weitere Informationen.

Empfehlungen des Berichts
  1. Priorisierung von greifbaren Maßnahmen mit konkreten Auswirkungen auf die reale Welt für die Aktiv- und Passivportfolios der Versicherer durch Einbeziehung aller Scope-3-Emissionen, einschließlich derjenigen aus der Versicherungstätigkeit, und Konzentration auf die absolute Reduzierung der Treibhausgasemissionen.
  2. Formulierung transparenter Investitions- und Versicherungsrichtlinien, die Verfahren der Einbindung der Gegenpartei umfassen und konkrete Meilensteinen beinhalten, an denen Fortschritte gemessen werden können; Festlegung von kurz- (1-3 Jahre), mittel- (3-5 Jahre) und langfristigen (5-10 Jahre und mehr) Zielen.
  3. Nutzung aller möglichen Instrumente zur Einbindung der Gegenpartei, um die Nachhaltigkeitsziele in den Anlageportfolien, Versicherungspraktiken und Beziehungen zu den Kunden zu erreichen.
  4. Etablierung einer umfassenden Unternehmensführung (Governance), indem die Verantwortung für den Transitionsplan dem leitenden Management übertragen wird, die erforderlichen Kompetenzen bestimmt werden und ein bedeutender Prozentsatz des Vergütungsplans an die Erreichung der Übergangsziele geknüpft wird, einschließlich der Verwendung aufgeschobener Vergütungen und Rückforderungsmechanismen.
  5. Schaffung einer soliden Aufsicht durch Integration der Transitionsplanung in den aufsichtsrechtlichen Überprüfungsprozess; Definition einer langfristigen Perspektive für die Zwecke des internen Risikomanagements und der aufsichtsrechtlichen Betrachtung, welche über den üblichen Zeitrahmen hinausgeht, da die Abfederung der Auswirkungen auf die Nachhaltigkeitsfaktoren als Mittel zur Gewährleistung der Finanzstabilität berücksichtigt wird.
Nächste Schritte

Gemäß dem Solvency II-Mandat hat die EIOPA 18 Monate Zeit, um Leitlinien für Transitionspläne zu erstellen und die Öffentlichkeit zu ihrer Arbeit zu konsultieren. Wir hoffen, dass sich die EIOPA für ihren ersten Entwurf von diesem Bericht inspirieren lässt und das Thema auch in anderen einschlägigen Gremien wie der IAIS auf die Tagesordnung bringt. Finance Watch unterstützt eine informelle Arbeitsgruppe der Zivilgesellschaft zu Transitionsplänen, die zu den nächsten Initiativen von EIOPA, EBA und IAIS beitragen wird. Wenden Sie sich an uns, wenn Sie sich beteiligen möchten.

Report-Transition-Planning-for-Insurers-Finance-Watch

 

 

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